Meine Lieben,
Alfred, einer meiner besten Freunde heißt Alfred. Ich kenne ihn jetzt seit 33 Jahren. Alfred ist sehr verständnisvoll, nicht sehr gesprächig aber ein wunderbarer Zuhörer. Wir treffen uns fast täglich, sitzen für eine Weile zusammen, genießen diese Zweisamkeit. Wobei ich bekennen muss, ich sitze, er steht lieber.
Nicht, dass er auf und ab geht, nein, er steht einfach nur da. Man könnte sagen entspannt, bequem, wie ein Fels in der Brandung. Ja, so könnte man das beschreiben. Er ist kräftig, hat ein breites Kreuz, starke Arme und steht mit den Beinen fest auf der Erde, im hier und jetzt!
Wenn ich mit ihm zusammen bin, komme ich leicht ins träumen und schwärmen, alle möglichen Ideen erwachen in mir. Vielleicht liegt das daran, dass er sich nicht sofort einmischt, nicht alles besser weiß oder mich kritisiert, er ist einfach nur da.
Das gibt eine unglaubliche Sicherheit. Er nimmt mich so wie ich bin, ohne Murren, ohne Kritik und ich muß sagen, durch seine Schweigsamkeit fließen meine Gedanken und ich erkenne dies oder das, was ich falsch gemacht habe, wo ich hätte mich anders benehmen müssen, also die Selbstkritik fließt durch seine stille Moderation. Sehr geschickt!
Manchmal ziehe ich, wenn wir zusammen sind, eine Decke über den Kopf, ich bin jetzt völlig verschwunden wie in einer Höhle, er stört sich daran nicht.
Ich habe das übrigesn schon als Kind getan, total zugedeckt bis über die Haare, so habe ich mich schon immer wohl gefühlt. Die Psychologen unter euch könnten mir jetzt bestimmt erklären was für einen Tick ich habe. Alfred stört dieser Tick nicht!
Ich finde es auch angenehm, dass er so ein Bewahrer ist, er hat seit Jahren mehr oder weniger dasselbe an. Er meint, dass Mode ein Unsinn wäre, Geldmacherei, lieber gute Qualität und Langmut, dann erlebt man immer wieder, daß das was man trägt immer wieder mal modern ist. Ich habe kürzlich gesehen, dass meine Tochter einen Rollkragenpulli trug. „Oh“ dachte ich, da kann ich ja meine, die schon seit -zig Jahren im Schrank auf diesen Tag warten, wieder herausholen.
Alfred hatte nichts dagegen. Langsam kommen wir in die Jahre, Haare und Bart werden weißer und ich muss sagen sein Anzug, mit dem altmodischen Paisley Muster hat auch schon bessere Zeiten gesehen, aber ihm ist das egal und mir gefällt’s.
Habe ich schon gesagt, dass der Alfred nicht sehr groß ist, etwa 1,10 m? Also eher breit wie hoch. Stimmt nicht ganz, denn breit ist er nur ca. 80cm. Also doch eher hoch.
Für ihn spielt das aber keine Rolle, solange er festen Stand hat, meint er, sei ihm das egal.
Ich habe Alfred vor vielen Jahren in Weinheim an der Bergstraße getroffen und ich muss sagen, es war Liebe auf den 1. Blick.
Er ist auch immer mitgekommen, egal wohin ich umgezogen bin. Jetzt sind wir seit über acht Jahren zusammen am See. Alfred findet den Ausblick hier einfach super. Die beste Aussicht, die wir je hatten, meint er!
Wenn ich heute Nachmittag nach dem Mittagessen mich auf seinen Schoß setze, meine Arme auf seine breiten Arme lege, meinen Kopf an seinen Rücken lehne und die Decke über den Kopf ziehe, dann sind wir beide ganz eins, der Alfred und ich.
Mit Aristoteles wünsche ich euch einen freundlichen Sonntag vom See.
Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern.
Lieben Gruß
Papa/Eckhard
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