Meine Lieben,
in den 50ern -ich glaube auch noch in den 60ern des letzten Jahrhunderts (wie das klingt, als wären wir uralt, aber es stimmt ja!) – trugen die Männer und auch die Damen Hut.
Meine Mutter nicht immer, nur bei besonderen Anlässen, aber mein Vater und der Opa gingen nur mit Hut aus dem Haus.
Wenn ich sage Hut, dann waren dies nicht diese kleinen, lächerlichen Hüte, die vor einigen Jahren bei jungen Männern (eher Jungs) beliebt waren. Nein, das waren richtige Hüte, die man im Hutgeschäft kaufte oder sogar bei Frau Mürrle (handmade).
Frau Mürrle war beim Angriff auf Pforzheim ausgebombt worden und hatte deswegen bei uns im Haus, im 3. Stock zwei Räume angemietet – für die Fertigung von Hüten; Herren- als auch Damenhüte, da müßte ich nochmals meine Mutter fragen.
Also, wie gesagt, mein Vater und der Opa gingen immer mit Hut aus dem Haus. Für jeden Anlaß gab es natürlich eine bestimmte Ausführung. Auf einer Beerdigung logischerweise in Schwarz, ansonsten eher grau oder dunkelgrün, irgendwie gedeckte Farben.
Die Hüte waren auch in der Form unterschiedlich und ich kann mich auch erinnern, daß mein Opa eine Chapeau claque hatte. Man hat auf den Rand geschlagen und der Hut hat sich geöffnet und war ein Zylinder. Ich fand das faszinierend!
Irgendwann in den 70ern verschwanden die Hüte so langsam. Später, in den 80ern – ich mache das immer fest an der Zeit als es plötzlich kommerzielles Fernsehen gab und man amerikanische Serien anschaute – ab da haben erst die Jungen und später auch die Alten diese amerikanischen Caps getragen.
Ich glaube man hat sich diese meist als Souvenir aus den USA mitgebracht. Ich habe auch noch solche Caps zuhause. Auf meiner Lieblingscap stand „Wyoming“. Diese habe ich mal beim Tennis vergessen und natürlich nie mehr wieder bekommen. Also wenn ihr irgendwann in Radolfzell und Umgebung einen seht, der nicht nach Wyoming aussieht aber so eine Cap auf dem Grind hat, das ist meine!
Wir Kinder hatten meist Wollmützen auf, mit Bommeln. In den 60ern dann Baskenmützen. Lehrer trugen diese auch des öfteren. Man sah irgendwie intellektuell aus .
Mein Gott waren wir froh, als wir dann über Zwölf waren und keine Wollmützen mit Bommeln mehr tragen mußten. Genau so fürchterlich war es, wenn man angehalten wurde bei Regen eine Kapuze aufzusetzen! Kaputzen waren doch etwas für Kinder!
Heute hat sich das ganz gewandelt. Hüte sieht man bei Männern selten, außer diesen bereits beschriebenen Lächerlichen. Damen – oder solche die meinen, sie wären schon welche – tragen dann auch Hüte, wegen der Mode. Jungs und auch Mädchen tragen Wollmützen, die aber so gestrickt sind, daß man meint man hätte langes Haar und muß das da reinwurschteln. Aber fake!
Herren oder auch Männer meines Alters tragen heute anscheinend eine Datsch- oder Batschkapp. Korrekt nennt man sie glaube ich Schiebermütze.
Ich hatte gedacht, jetzt mach ich etwas besonderes. Und plötzlich sehe ich links und rechts von mir nur Batschkappen! Das ist wie, wenn man ein Kind hat: plötzlich sieht man nur Eltern mit Kindern. Bei Hundebesitzern ist das auch so: überall nur Hunde.
In den 70ern wollte ich auch mal Locken und habe mir eine miniplie machen lassen. Als ich dann so eine Frisur hatte, bemerkte ich, daß die wenigsten, die solche Locken hatten echt waren. Außer mein Banknachbar im Physikunterricht. Der hatte echte Locken und spielte in einer Band so Jimi Hendrix Zeugs. In Physik waren wir beide gleich schlecht.
Früher habe ich immer gedacht , ich hab doch Haare, ich brauch doch keinen Hut! Daß mein Bruder mit Glatze den Kopf behüten muß, das war mir klar, aber ich? So, jetzt sind meine Haare dünner ich trage Datschkapp und finde das sieht auch ganz super aus – mein ich zumindest.
Das sind doch jetzt mal wieder wirre Gedanken. Ist mir alles so eingefallen. Und eigentlich wollte ich nur sagen, wie sich doch die Mode ändert. Ich wollte keine Wollmütze als Kind, heute tragen die jungen Männer und Mädchen solche Mützen. Jungs tragen zu kleine Hüte, Frauen und auch Männer Wollmützen, die vortäuschen es wäre mehr darunter – also Haare meine ich – das andere kann ich nicht beurteilen. Naja, chacun a son gout, wie man so sagt, wenn man immer gerne in Frankreich war, Gauloises (die Blauen meine ich) geraucht hat und auch heute noch gern Champagner trinkt.
Ich wünsch‘ euch einen guten Sonntag, ohne große Sorgen, paßt auf euch auf und bleibt gesund!
Lieben Gruß vom See
Papa/Eckhard
ps.: und noch zum Nachdenken:
Tatsachen, mein lieber Sancho, sind die Feinde der Wahrheit.“
Miguel de Cervantes : Don Quijote:
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